„Ah, das nenne ich einen guten Start in die Woche und ins Neue Jahr!“ schreibt mir meine Freundin Katia. Höre ich da etwa Ironie raus? Oder ist es nur der erste Arbeitstag im Januar, der hier in Spanien nach der langen Ferienzeit bis nach den Dreikönigsfeierlichkeiten allen etwas zu schaffen macht?
„Klar!“, antworte ich. „Neues Jahr, neues Häuschen, neues Glück!“
Ich schleppe meine Tasche, Fotoapperat, ein paar Lebensmittel und den Laptop zum Auto und gehe noch schnell bei meiner Lieblingsbäckerei vorbei, um mich mit Brot und den leckeren Croissants de Almendra (Mandelcroissants) einzudecken. Checkliste? Brauche ich nicht, denn die habe ich inzwischen verinnerlicht.
Kommen wir gleich zu CHECKPUNKT 1:
Die Region im Norden der Costa Brava klingt auf jeden Fall vielversprechend: in der Nähe der Dalí-Stadt Figueres und isoliert auf einem Platteau gelegen, in einer Wiesen & Wald-Region in der an Frankreich angrenzenden Comarca Alt-Empordà. Es ist keine Lage für einen typischen Badeurlaub, sondern vielmehr für verschiedene Aktivitäten am Meer und in den Bergen.
Mar i muntanya, so heiβt ja auch das für die Costa Brava typische, katalanische Gericht, das den in den Bergen beliebten Eintopf mit Fisch kombiniert.
Kulinarisch nicht mein Ding, aber was Urlaub mit Strand in 30km Nähe und den Pyrenäen in Sichtweite angeht, auf jeden Fall!
Ich freue mich, als ich endlich die langweilige und teure AP7 nach etwa ein einhalb Stunden Fahrt verlassen kann. Ich durchquere Orte mit schönen Namen wie Avinyonet de Puigventós, im Hintergrund tauchen die schneebedeckten Pyrenäen auf!
Noch ein paar Kurven hin & her und laut Wegbeschreibung ist das Haus in Cistella ausgeschildert. Die Landstrasse führt an dem 300-Seelen-Dorf vorbei, aber ich biege noch gerade rechtzeitig links ab und fahre erstmal falsch zurück ins Dorf, statt den Berg hinauf. Nach 50 Metern gibt’s tatsächlich ein Schild mit dem Schriftzug: Can Lluís.
Und nun beginnt das, was ich so liebe: ein holpriger Weg, gut zu fahren aber eben kaum oder gar nicht asphaltiert.
Rein in die Natur, die Wiesen, Olivenbäume und Fichtenwälder. Weitere Schilder mit Can Lluís folgen und schlieβlich fahre ich in die Einfahrt des Feriendomizils, vorbei an Kakteen und Algaven.
Ich halte auf einem mit diversen „P“s markierten Parkplatz und schaue mich erstmal um. Vor mir ist direkt ein langes Gebäude. Beim Reinspinksen sehe ich, dass es sich um einen kreativ-künstlerischen, groβen Raum mit langem Esstisch, Kamin, Kuschelsofa, Fernseh- und Bücherecke und vor allem viel, viel Licht handelt.
Prima, mit dem grossen, langen Esstisch ist dieses Ferienhaus auch für Gruppen geeignet. Ein Platz für’s gemeinsame Essen ist auf alle Fälle gegeben.
Hier ist niemand, also gehe ich die mit Steinen markierten Wege entlang Richtung Casa Rural, dem Landhaus, das den nach katalanischen Vorgaben erworbenen Titel verdient. Dort sehe ich hinter einer Glastür Bewegung und klopfe: Carien und Rinus erwarten mich bereits. Ihre Einladung zum Kaffee auf der Sonnenterasse nehme ich gern an, ohne zu wissen, dass dieses schöne Plätzchen Erde mit Blicken bis zur Costa Brava (bei ganz klarem Wetter) bereits zu „meinem“ Appartment gehört.
Vor über 14 Jahren sind sie aus den Niederlanden nach Spanien gekommen und vor genau 10 Jahren haben sie das Anwesen hier gefunden. Gerade die ersten zwei Jahre seien sehr anstrengend gewesen: ein einziger Generator, der oft ausfiehl, und viel, unglaublich viel Arbeit. Die Fotos der Finca aus früheren Zeiten, die ich später zu Gesicht bekomme, lassen mich kaum das Gebäude wiedererkennen, so verfallen war es damals – alle Achtung!
Mittlerweile ist es etwa halb zwei Uhr mittag und wir beginnen mit der „Visite“. Ich bekomme meinen eigenen Haustürschlüssel mit dem schönen Namen „Cistella“.
Das nach dem Nachbardorf benannte Appartment sei gerade im Winter aufgrund des vielen Lichts und seiner Sonnenterasse sehr beliebt, erläutert mir Carien. Dies ist der Moment, bei dem ich insgeheim die Daumen drücke. Bitte, bitte, lass die Inneneinrichtung nicht hässlich sein. Etwas netter formuliert in CHECKPUNKT 2 …
Das heisst, ist er geschmackvoll eingerichtet und gleichzeitig gemütlich?
Drinnen begrüsst uns erstmal Salvador Dalí überm Esstisch. Ich bekomme Hoffnung, dass ich während dieses Aufenthalts endlich mal das Dalí-Museum in Figueres besuche und traue mich kaum zu sagen, dass ich es nach mehr als zwölf Jahren in Barcelona immer noch nicht dahin geschafft habe ;-//
Jaaaa, das sieht guuuuuuuuut aus, freu!!!
Cistella ist ein Appartment für zwei oder variabel 4-5 Personen. Es hat
Yes!! Ich werde in einem Bett mit 2 Meter Länge schlafen. Alle Doppelbetten könne man sogar auch einfach in zwei Einzelbetten trennen, erläutert Carien.
Für diesen Punkt (Gibt’s kaltes Wasser oder sogar ein Begrüssungsgetränk im Kühlschrank? Richt das Bettzeug frisch gewaschen? Sind Spüli, Küchenhandtücher, Basisgewürze da? Ist die Heizung vorher schonmal angeworfen worden? Gibt’s den WiFi-Code und weitere praktische Infos in Sichtweite? etc..) muss ich mir später noch Zeit nehmen, denn wir gehen jetzt wieder raus Richtung Grill, durchqueren den Garten und betreten das Gemeinschaftsgebäude.
Was ich beim 1. Eintreten nicht sah, fällt mir nun direkt ins Auge: Mit Lavendel gefüllte Säckchen sowie schöne Marmeladengläser hinter einer klassischen Vitrine.
Es sind Produkte für ihre Gäste, z.B. Honig, hergestellt von einem Nachbarn in Eigenproduktion. Ein prima Mitbringsel, das Carien und Rinus ihren Gästen gerne weiterverkaufen.
Soviel zum Thema Slow Food! 🙂
Meine innere Checkliste erinnert mich an einen der wichtigsten Punkte:
Deshalb frage ich: „Und wie ist es mitSpielsachen für die Kinder?“ Carien lacht, macht eine Truhe auf, streift spontan einen Schwimmarmband über und zeigt auf die vielen Strand- und sonstigen Spielsachen für die Kleinen.
Sie weist drauf hin, dass die Kinder meist eh lieber in dem angrenzenden Wald oder im Garten sind. Dort gibt’s neben dem Pool eine Schaukel, eine Wippe, Fuβballtoore und eine Tischtennisplatte und Tischfuβball, der übrigens einen Höllenlärm mache und deshalb drauβen stände.
Wir gehen über den Rasen weiter auf die andere Seite Richtung El Rodamón, sagt Carien. Keine Ahnung, was das ist, aber nebenbei zücke ich noch schnell das Handy für ein Panoramabild, denn von hier sieht der ganze Komplex auch an einem kalten Januartag doch sehr beeindruckend aus:
Die nächste Stunde
Mittlerweile ist es schon nach drei, Carien verabschiedet sich vorläufig, nicht ohne mich noch zum Abendessen bei ihnen nebenan um 19 Uhr einzuladen. ‚So früh?‘, denke ich, aber nehme natürlich liebend gerne an. Schon vorher hatte mich ihre nette einladende Art davon überzeugt, dass sie und Rinus Checkpunkt 7 vollstens erfüllen, ihr Charme und ihre Gastfreundschaft sind einfach herzerwärmend!
Die Nachmittagssonne hüllt das ganze Anwesen nochmal in goldenes Licht, so dass meine Foto-Seele den knurrenden Magen übertrumpft und sich ans Werk macht.
Dabei achte ich auf Hinweise zu Checkpunkt 8, den ich vor lauter anderen Themen mit den beiden noch gar nicht besprechen konnte:
Was haben sie als Eigentümer getan, damit der Feriengast einen möglichst geringen ökologischen Fuβabdruck hinterlässt?
Hinter meiner Wohnung entdecke ich die Solarmodule und erinnere mich, dass ich im Haus kaum Elektrogeräte gesehen hatte. Es gibt weder Toaster noch Filterkaffemaschine, weder Föhn noch Wasserkocher –
Geräte, die von Null auf Hundert enorm viel und plötzlich Energie schlucken und gerade deshalb zu den NO-GO in Eco Ressorts gehören.
Stattdessen mache ich mir am Abend das Wasser für meinen Tee in einem modernen Wasserkessel auf dem Gasherd heiβ und freue mich über die klassische italienische Espressomaschine im Hinblick auf mein Frühstück am nächsten Morgen. Ein Fernseher mit DVD-Gerät ist in jedem Appartment vorhanden, genau wie eine gut funktionierende Zentralheizung und ein Kamin.
Ich erinnere mich an einen weiteren Punkt in Sachen Nachhaltigkeit: Hier wird mitgedacht. Beweis dafür sind die im Gemeinschaftsgebäude schick hinter einer Glasvitrine drapierten Sonnencreme- und Duschgelflaschen. Alle von ehemaligen Gästen für kommende Gäste. Carien und Rinus heben alles auf, genau wie die vielen Bücher, die Gäste hier gelassen haben und die nun in der Fernseh- und Leseecke stehen.
Halb fünf Uhr nachmittags. Ich nutze das letzte direkte Sonnenlicht und begebe mich in den ehemaligen Weinkeller.
Wo früher Wein und Olivenöl in Flaschen abgefüllt wurden, ist heute ein 110 Quadratmeter groβes Appartment mit dem passenden Namen EL TRULL, was soviel heiβt wie Die Mühle.
Genau wie LA VISTA liegt es mit Blick auf Olivenbäume und einer Abendsonnenterasse Richtung Westen, ideal für lange Sommerabende. Hier mache ich neben dem Fotoshooting auch gleich eine Prüfung eines unserer wichtigsten Punkte,
Ist alles pikobello sauber? Auch hier werde ich nicht enttäuscht. Gerade Küche und Badezimmer nimmt Doña DESconnect unter die Lupe B-) und findet alles in bester Ordnung.
Als ich wieder drauβen bin, renne ich schnell auf „meine“ Terasse von LA CISTELLA, um den Sonnenuntergang bei ein paar Oliven mit Brot zu genieβen. Dachte ich. Aber mir wird schnell kalt und ich kann es nicht lassen, Fotos zu machen. Wer weiβ, wie morgen das Wetter wird? Was du heute kannst besorgen…. (das verschiebe nicht auf morgen 😉
Uff… gegen 18 Uhr falle ich happy und schachmatt auf mein Bett. Drauβen ist es stockdunkel. Fast wäre ich eingeschlafen, wenn ich nicht eine Anfrage einer Tango-Gruppe bekommen hätte.
Immerhin reicht die Zeit auch für besagten Tee. Und gegen 19 Uhr gehe ich zu meinen Nachbarn Carien und Rinus mit zwei Flaschen Wein rüber. Für mich Stadtmensch sind’s bereits gefühlte 22 Uhr, denn soviel Ruhe und Dunkelheit bin ich überhaupt nicht gewohnt 😉
Nach einem Tiefschlaf in dem gemütlichen Bett wache ich am nächsten Morgen trotz Wecker erst sehr spät auf. War es das Niederländische „Slaap lecker!“ oder der Vollmond, der mich so gut schlafen lieβ? Der Blick aus dem Fenster motiviert nicht gerade zum Aufstehen. Wie gut, dass ich schon so viele Fotos gemacht habe. Es ist bewölkt und sieht nach Regen aus.
So nehme ich das Angebot von Carien gerne an und begleite sie beim Einkaufen. Erstmal geht’s zu ihrem Lieblings-Obst- und Gemüsestand am Markt von Figueres.
Carles erwartet sie schon und lässt uns erstmal ein paar Äpfel probieren. Hmmm, da nehme ich auch gerne ein paar mit. Solche leckeren ¨Pomes“, wie’s auf Katalanisch heiβt, sind in Barcelona schwer zu finden. Carien kauft u.a. Lauch und Carles fragt sie, ob sie die gerade abgeschnittenen Endblätter nicht für eine Suppe als Geschmacksbeigabe gebrauchen möchte. Sonst nehme er sie mit, bei ihm komme nichts weg. So sei das bei Öko-Bauern wie ihm.
Diese kleine Unterhaltung dient mir auch als Angelpunkt für CHECKPUNKT 10:
Neben Deutsch, was beide mit mir fast akzentfrei sprechen, gehört auch Katalanisch, Spanisch und natürlich Englisch und Holländisch zum Repertoire von Carien und Rinus.
Aus dem kurzen Einkaufstrip wird ein schöner Stadtrundgang, bei dem mir Carien ihre Lieblingsecken zeigt. Als wir zurück zu CAN LLUÍS kommen, ist der Himmel wieder tiefblau und die Sonne gibt mir noch die Gelegenheit, ein paar letzte Momentaufnahmen zu machen.
Ich verabschiede mich mit dem gerade gelernten „Bye voor nu” auf Holländisch und steuere nochmal Richtung Figueres, nicht ohne vorher durch das süβe Nachbardorf Cistella zu fahren.
In Figueres gegen 17 Uhr angekommen, muss ich feststellen, dass das Museum in 20 Minuten schlieβt. Öffnungszeiten im Winter eben. Grrr. Naja, so habe ich wenigstens einen triftigen Grund, bald wiederzukommen.
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